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HIRO MATSUOKA



Reviews



Bilder schaffen Abstand vom Alltag

Susanne Böhling


Die erste Ausstellung des Jahres in der Galerie Moosgasse widmet sich dem Japaner Hiro Matsuoka. Zur Eröffnung am Freitagabend füllen wieder einmal knapp 60 Besucher den Raum, bevor ein Paar einführende Worte gespeochen werden. Das übernimmt diesmal Claus Dieter Geissler, selbst Fotokünstler, der schon drei Mal hier ausgestellt hat. Mit einem Zitat von Picasso schliesst er: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

Das wäre schön, aber wie soll sie das schaffen? Wenn man Raum betritt, fällt der Blick sofort auf ein grossformatiges Bild. Man sieht einen jungen Mann aus dem Dunkel ragen, die Hemdbrust hell, das Gesicht nur halb beleuchtet. Nichts außergewöhnliches. Nicht einmal besonders gut gemacht, beim ersten Hinsehen.

Aber dann, entdeckt man einen streng gekämmten Frauenkopf, der scheinbar rücklings, fast brutal über die Schulter des jungen Mannes fällt. Jetzt muss man stehen bleiben, muss genauer hinsehen. "Tango" so der Titel, hillft weiter. Die Hemdbrust erweist sich als Rücken der Frau, die beiden tanzen. Doch warum findet das Ganze in einem Seilgeviert statt, das an einen Boxring erinnert?

Sensibel und aufmerksam nähert man sich den Werken des Wahlkölners und nimmt schon Abstand vom Alltag, seiner Hetze, dem schnellem Urteilen. Kunst hat ihren Zweck erfüllt. Doch was zieht die Künstler aus der Metropole Köln nach Kempen? „Hier ist das Publikum anders, aufgeschlossener, es ergeben sich Gespräche, die auch für uns als Künstler interessant sind“, so Matsuoka.

Die Galerie Moosgasse hat sich einen Namen gemacht als Ausstellungsort für Schwarz-Weiß-Fotografie. In diesem Jahr wird sie darüber hinaus ihr Angebot an Workshops erweitern, die allesamt von Profis für Laien abgehalten werden. „Selbst fotografieren ist besser als fernsehen“ sagt Geissler.



— WZ, Januar 2005






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